Akupressur für Pferde – Buchtipp
Im Kosmos Verlag erschien 2010 ein ganz besonderer Ratgeber zum Thema Akupressur bei Pferden. Besonders zum Einen deshalb, weil er mit seinen ausführlichen Schritt-für-Schritt-Anleitungen wirklich weiterhilft, wenn man die Akupressur am Pferd erlernen möchte. Besonders zum Anderen, weil ihn Dr. Ina Gösmeier verfasste.
Frau Dr. Ina Gösmeier ist seit Jahren mit der deutschen Mannschaft (Springen, Dressur und Vielseitigkeit) auf den großen Championaten weltweit unterwegs. Sie übernimmt dort die Betreuung der Pferde durch Naturheilverfahren und kümmert sich mit Massagen und Akupressur um deren Wohlergehen. Obendrein hat Frau Dr. Gösmeier in Marl auch eine Tierarztpraxis mit dem Schwerpunkt Pferde.
- Einführung in das Buch
- Geschichte und Technik der Akupressur
- Akupressur in der Durchführung bei Pferden
- Fazit
- Bezugsquelle
Einführung in das Buch
Frau Dr. Gösmeier kann also ohne Zweifel als eine der großen deutschen Expertinnen in Sachen Tierheilkunde gelten – vor allem bei alternativen Heilverfahren wie der Akupunktur und Akupressur.
Akupunktur, stellt Dr. Ina Gösmeier gleich zu Beginn ihres Buches fest, gehört in die Hände von Fachleuten. Hier sollte sich kein Laie versuchen. Das Heilverfahren kann zwar tatsächlich Krankheiten auch restlos ausheilen, ist aber kompliziert und braucht vor allem jahrelange fundierte Erfahrung wie sie nur ein Tierarzt oder Tierheilpraktiker haben kann.
Akupressur, die auf der Massage an bestimmten Punkten basiert, kann auch ein Laie erlernen. Immer wieder gibt es Kurse bei Tierärzten und –heilpraktikern, die das Wissen vermitteln. Ergänzend dazu kann auch das vorliegende Buch gesehen werden. Doch sollte man auch nach der Lektüre nichts überstürzen und nur gemeinsam mit einem erfahrenen Anwender von Akupressur seine ersten Einheiten planen.
Dass mit Ingrid Klimke eine bekannte Reiterin und Goldmedaillen-Gewinnerin in der Vielseitigkeit das Vorwort zu „Akupressur für Pferde“ geschrieben hat, zeigt, welch großen Anklang die Therapie von Dr. Ina Gösmeier findet. In dem 150 Seiten starken Werk zeigt sie detailliert die verschiedenen Aspekte der „Wirkung und Anwendung“ (so der Untertitel) von Akupressur auf.
Geschichte und Technik der Akupressur
Die Autorin beginnt mit einer Einführung, die jedem Leser klar macht, wo er steht. Blutige Anfänger erfahren zunächst über die Geschichte der Technik während Fortgeschrittene zu den Übungen weitergehen können.
Für Anfänger unterscheidet sie zunächst einmal grob Akupressur von Akupunktur und leitet dann zu einem Artikel über den geschichtlichen und gedanklichen Hintergrund der Akupressur und der ganzheitlichen chinesischen Heilkunde über.
Dr. med. vet. Lothar Friese hat dieses Kapitel verfasst, er leitet eine tierärztliche Akupunktur-Praxis in Felde. Hier geht es um Yin und Yang, das männliche und das weibliche Prinzip, und um die Leitbahnen der Energie im Körper. Beispielsweise gibt es einen Lungen-, einen Dickdarm-, einen Magen- oder einen Herz-Meridian, die alle zu unterschiedlichen Uhrzeiten ihre höchste Reizbarkeit erleben. Wo die jeweiligen Meridiane verlaufen, das wird anhand von sehr guten Bildern illustriert. Qi, die treibende Kraft, verläuft entlang dieser Meridiane.
Wem das alles bekannt vorkommt, der hat vielleicht schon einmal einen Kurs für chinesische Heilkunde an der VHS gemacht. Dieser kann auf keinen Fall schaden, wenn man Akupressur auch bei Pferden anwenden möchte. Man kennt sich dann bereits mit den Begriffen aus und kann sich leichter in das Thema einfühlen, das Dr. Ina Gösmeier beschreibt.
Ihr geht es im nächsten Kapitel um Pferdetypen. Denn, so berichtet sie, bevor man mit jeglicher Art von Anwendung beginnt, muss man den Pferdetypus kennen, zu dem das zu behandelnde Pferd gehört. Es gibt hier beispielsweise den Lebertyp, der sehr leistungsstark und dominant ist, aber deshalb auch schnell ärgerlich werden kann. Oder aber den Nierentyp, der wenig Selbstbewusstsein hat und schnell ängstlich ist. Seine Krankheiten betreffen beispielsweise oft die Lungen und Atemwege, da diese Pferde im Winter rasch frieren…
So hat jeder Pferdetyp seine eigenen Krankheitsbilder und Einschränkungen, denen man auf den Grund gehen soll. Wie in der chinesischen Heilkunst üblich, wird auch bei der Akupressur nicht nur eine problematische Stelle, sondern der gesamte Körper betrachtet.
Dr. Ina Gösmeier tut dies ausführlich und geht dann auf bestimmte Akupressurpunkte ein, welche die Psyche des Pferdes beeinflussen.
Akupressur in der Durchführung bei Pferden
Dann wird die Akupressur selbst in ihrer Durchführung beschrieben. Hier geht Dr. Ina Gösmeier ganz besonders detailliert vor. Wie sieht die Umgebung aus, die man dem Pferd für eine angenehme Behandlung schaffen sollte? Wie bereitet man sich selbst auf die Akupressur vor? (Beispielsweise darf diese nie „zwischen Tür und Angel“ mal eben schnell oder mit kalten Händen durchgeführt werden) Wie untersucht man die Problemstellen des Pferdes? Wie findet man überhaupt heraus, wo die Problematik steckt? Und was verbirgt sich hinter dem Begriff der Shu-Punkte? Warum sind diese so wichtig?
Fragen über Fragen, die aber in diesem Buch alle beantwortet werden. Auch beschreibt Dr. Gösmeier genau, wie man die Akupressur ausführt. Wie stark sollte der Druck sein? Wie lange sollte eine Behandlung dauern? Welche Punkte gibt es genau? Und welche sind wofür am wirksamsten?
Anwenden kann man Akupressur übrigens schon bei neugeborenen Fohlen, wirksam bleibt sie bis ins hohe Pferdealter. Dr. Ina Gösmeier gibt auch hierzu viele Tipps. Sie beschreibt auch konkrete Ansätze wie die Vorbeugung von Infektionskrankheiten oder die Nachbehandlung nach Operationen mit Akupressur. Was tun gegen Rückenschmerzen und Verspannungen? Was hilft bei der psychischen wie physischen Turniervorbereitung?
Fazit
Insgesamt bleiben nach der Lektüre dieses Buches wenig Fragen offen. Man fühlt sich bestens informiert – und das ist es ja, was man sich von einem Ratgeber wünscht!
Ob totaler Anfänger oder Fortgeschrittener – mit diesem Buch kann jeder etwas anfangen. Allerdings sollte man sich auch immer Dr. Ina Gösmeiers Worten bewusst sein, dass Akupressur keine Heilmethode ist. Sie lindert Schmerzen, beugt Problemen vor und hilft bei psychischen Barrieren. In Verbindung mit der Akupunktur kann sie auch heilen, dann aber unter Expertenhänden…
Bezugsquelle
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