Dressur – Unser Reiter-Team für die Olympischen Spiele in London 2012
Die ein oder andere unliebsame Überraschung hatte die Dressur parat – so den Ausfall von Matthias Rath und Totilas durch die Erkrankung des Reiters. So traurig man für ihn ist: Deutschland hat dennoch ein geniales Team für die Olympiade 2012 in London zusammengestellt. Welche Kandidaten sind die aussichtsreichsten, welche Newcomer gibt es im deutschen Team und wer bringt bereits Erfahrung in die Mannschaft mit?
Die deutsche Olympiamannschaft in der Dressur für London
- Helen Langehanenberg
- Kristina Sprehe
- Dorothee Schneider
- Anabel Balkenhol
- Fabienne Lütkemeier
- Monica Theodorescu
Helen Langehanenberg (30)
Mit ihrem 12-jährigen Westfalen Damon Hill ist sie schon jetzt der Star dieses Jahres. Schon 2011 war sie mit ihm im EM-Team – doch dieses Strahlen, das der Hengst in diesem Jahr präsentiert war damals noch nicht vorhanden. Er ist gereift – und er ist genial, scheint sogar für eine Einzelmedaille im Duell mit Charlotte Dujardin (GBR)/Valegro und Adelinde Cornelissen (NED)/Parzival gut. Helen steht an der Spitze des deutschen „Damenwunders“ für London. Eine Reiterin, die seit Jahren dafür bekannt ist, unheimlich feinfühlig, sanft und angenehm zu reiten. Eigentlich kannte man sie lange nur als Jungpferdeausbilderin, die auf den Weltmeisterschaften der Jungen Dressurpferde und bei Bundeschampionaten Dauergast war. Dort ritt sie auch schon „Dami“, der von ihrer Förderin Ingrid Klimke in den Sport gebracht worden war – Jahre später sind sie die Stars für London.
Portrait von Helen Langehanenberg
Kristina Sprehe (25)
Das Küken im deutschen Dressurteam. Niemand hätte Anfang des Jahres vermutet, dass der jungen Reiterin solch ein Aufstieg gelingt. Wir erinnern uns: Erst im vergangenen Jahr waren sie und ihr Pferd Desperados mit dem Piaff Förderpreis für die hoffnungsvollsten Nachwuchstalente ausgezeichnet worden. Im Frühjahr dann in Dortmund der Durchbruch: Sieg bei den Meggle Champions gegen die ganz Großen – geschlagen Adelinde Cornelissen, die Europameisterin. Und dies sollte keine Eintagsfliege bleiben: Bewundernswert cool konnte Kristina auch in Aachen überzeugen (ebenso bei der Deutschen Meisterschaft): Zwei Siege im Grand Prix und Grand Prix Special – sogar gegen Team-Kollegin Helen Langehanenberg – und ein toller zweiter Platz hinter Helen in der Kür. Es scheint nichts zu geben, was der 11-Jährige nicht kann. Und seine Reiterin ist für ihr Alter erstaunlich abgebrüht – vielleicht macht sich hier auch die Erfahrung von Pony-, Junioren und Junge Reiter Meisterschaften bemerkbar.
Dorothee Schneider (43)
Dass sie in der Mannschaft ist, damit hätte wohl kaum einer gerechnet. Erst als Matthias Alexander Rath am Pfeifferschen Drüsenfieber erkrankte, rückte die Bereiterin und Pferdewirtschaftsmeisterin aus Rheinland-Pfalz nach. Sie ritt erstmals in Aachen im Team – und überzeugte auf ganzer Linie. Am Sonntag zur Kür konnte sich Dorothee sogar auf unglaubliche über 80 Prozent steigern – und sich ihren Teamplatz erreiten. Das alles gelang mit der erst zehnjährigen Rappstute Diva Royal, ein Pferd, das parallel auch unter Stella Charlott Roth, der Besitzerin, bei den Jungen Reitern geht und dort im vergangenen Jahr neunjährig Mannschaftsgold gewinnen konnte. In diesem Jahr konzentriert sich jedoch alles auf Diva Royal und Dorothee – denn das große Ziel ist nun ein gelungener Auftritt bei den Olympischen Spielen. „Did you like the black swan?“ heißt es am Ende ihrer Kürmusik (aus dem Film „Black Swan“)… ja diese Rappstute kann man nur gern haben.
Portrait von Dorothee Schneider
Anabel Balkenhol (40)
Obwohl sie sich in Aachen aus der Mannschaft ritt, war Anabel Balkenhol dennoch am Ende glücklich: Grund – sie darf als Einzelreiterin nach London fahren und kann dort mit ihrem zwölfjährigen Dablino noch einmal zeigen, was in ihnen steckt. Denn der Wallach ist ein großes Talent mit ausdrucksstarken Piaffen und Passagen – leider hat er allzu oft Angst und scheint dann ganz klein zu werden. Doch Anabel weiß ihren Wallach zu präsentieren – wie dies schon ihr Vater Klaus Balkenhol bei mehreren Olympischen Spielen tat. Legendär ist sicherlich sein Auftritt 1992 mit Goldstern – Gold mit der Mannschaft und Bronze im Einzel für den Polizeireiter und sein Polizeipferd. Nun kann Anabel endlich in seine Fußstapfen treten wie sie es sich so lange gewünscht hatte…
Und der Ersatzreiter…
Fabienne Lütkemeier (22)
Für die erst 22-jährige Fabienne Lütkemeier wurde ein Traum wahr, als sie erfuhr, dass sie als Ersatzreiterin mit nach London fahren darf. Erst nach dem Ausfall von Monica Theodorescu griff der Dressurverband auf die junge Dame zurück, die in den vergangenen Monaten mit sehr guten Leistungen auf Grand Prix Niveau überzeugen konnte. Ihr Partner dabei: D´Agostino, 12-jähriger Hannoveraner Wallach. Mit ihm wurde sie bereits bei den Europameisterschaften der Jungen Reiter 2009 und 2010 mit Medaillen überschüttet, in Kronberg gab es beispielsweise drei Mal Gold. Erfahrung bei Championaten in diesem Bereich hat Fabienne also schon gesammelt, auch wenn Olympische Spiele dann doch nochmal etwas ganz anderes sind. Fabiennes Mutter Gina Capellmann-Lütkemeier ist übrigens selbst höchsterfolgreiche Dressurreiterin und war auch bei Championaten dabei. Gold bei Olympia (2000 und 2008) gewann ihre Tante Nadine Capellmann.
Monica Theodorescu (49) – LEIDER WEGEN ERKRANKUNG VON WHISPER NICHT MEHR DABEI
Sie ist ein alter Hase unter den Dressurreitern. Bereits 1988 war Monica Theodorescu damals als junge Frau in Seoul bei den Olympischen Spielen dabei – und errang mit dem legendären Ganimedes Gold mit der Mannschaft. Vier Jahre später gelang ihr dies erneut – mit dem nicht weniger imposanten Grunox. Zahlreiche Welt- und Europameistertitel kamen in den 80er und 90er Jahren hinzu bevor es etwas ruhiger um die Tochter von Georges Theodorescu und Inge Fellgiebel (beide Reitsportlegenden) wurde. Doch mit dem heute 14-jährigen Württemberger Whisper gelang der erneute Sprung in die Weltspitze. In La Mandria 2007 und in Windsor 2009 gehörten beide zum Team. Für London sicherte sich Monica nach überzeugenden Leistungen beim CHIO in Aachen den Posten der Ersatzreiterin.
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