Dorothee Schneider – Plötzlich Olympia
Dorothee Schneider hätte wohl nicht im Traum daran gedacht, tatsächlich bei den Olympischen Spielen und dann auch noch mit der Mannschaft, die in diesem Jahr nur drei Reiter zählt und kein Streichresultat beinhaltet, zu reiten. Doch der ungeträumte Traum von Dorothee wurde in Aachen 2012 wahr – wenn auch vielleicht durch das Pech des Matthias Alexander Rath bedingt.
Denn eigentlich hatte man ja nach den Deutschen Meisterschaften gedacht, dass die Mannschaft für Olympia bereits feststehen würde: Matthias Rath mit Totilas, Helen Langehanenberg mit Damon Hill, Kristina Sprehe mit Desperados machten die ersten drei Plätze unter sich aus und galten als Traum-Trio – bis Matthias sich das Pfeiffersche Drüsenfieber zuzog und an einen Olympiastart nicht mehr zu denken war.
Kaum aufgefallen war der Öffentlichkeit bei den Deutschen Meisterschaften der vierte Platz von Dorothee Schneider mit ihrer hochtalentierten zehnjährigen Stute Diva Royal. Mit ihr hatte sie in Frankfurt am Main ihre erste Weltcup-Prüfung überhaupt im Dezember letzten Jahres geritten. Experten waren begeistert von der ausdrucksstarken Stute, die ein echtes „Wunderkind“ zu sein scheint. Denn bereits mit ihrer Besitzerin, der jungen Stella Charlott Roth, war sie bei der Europameisterschaft der Jungen Reiter 2010 als Achtjährige unterwegs – freilich noch auf einem deutlich niedrigeren Niveau. Mit sieben war sie mit Dorothee beim Nürnberger Burgpokal dabei, als Neunjährige gewann sie 2011 den Nachwuchspferde-Grand Prix. Nun also geht es für die Rappstute nach London, wo es wieder heißen wird „Did you like the balck swan?“ – jene Kür, welche die Stute seit letztem Winter geht und welche sich die Reiterin beim Urlaub auf Gran Canaria ausdachte.
Vieles wirkt bei Dorothee Schneider noch nicht so professionell wie bei anderen Top-Reitern. Beispielsweise hatte ihre Reithalle in Framersheim in Rheinland-Pfalz nicht die Maße für internationale Vierecke, sodass sie ihre Kür vor Frankfurt nur einmal hatte üben können. Hauptsächlich geht es auf dem Gestüt St. Stephan, das Dorothee Schneider leitet, ja auch um Zucht und Jungpferdeausbildung. Mit ihrem Pferd Kaiserkult, einem prachtvollen Hengst, war Dorothee zwar bekannt, doch niemals erreichte sie die höchsten Stufen des Sports.
Stufen, die sie nun mit dem Pferd ihrer Schülerin erklimmt. Sie hat ihr Diva Royal zur Verfügung gestellt und sich mit der Reiterin gefreut, als diese in Aachen über sich hinauswuchsen. Der Startplatz allein war ja schon grandios gewesen – als vierte im Bunde im Team für Aachen. Dann der Sieg mit der Mannschaft. Dann der grandiose Grand Prix Special und die Kür, wo sich Dorothee und Diva Royal jeweils nochmals im Ausdruck und Lektionssicherheit steigerten und schließlich zweimal den dritten Rang erreichten. Dies war das Ticket nach London – für die zweifache Pferdewirtschaftsmeisterin (Zucht und Haltung sowie Reiten) nach wie vor ein Gefühl, das sie kaum in Worte fassen kann.
In London stellen sie sich einer Aufgabe, die nicht leicht sein wird. Denn den internationalen Richtern sind sie nur wenig bekannt. Bis vor kurzem war hier eine 43-jährige Newcomerin namens Dorothee Schneider nicht aufgefallen gewesen. Doch ihre beeindruckenden Ritte in Aachen dürften ihr bereits einen Namen gegeben haben.
Rückhalt findet Dorothee bei ihrem Ehemann, der Familie und dem Team vom Gestüt St. Stephan, das voll und ganz hinter ihr steht und sich ebenso sehr freut, seine Reiterin in London zu sehen.
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Hey,
finde deinen Artikel super, scheint sich ja echt um eine geheime Favoritin zu handeln. Ich freue mich schon rießig auf die Olympischen Spiele und werde kein Turnier im Fernseher verpassen :D
Gruß Bea