Uta Gräf – „Feines Reiten auf motivierten Pferden“ – Buchvorstellung
„Schlammkruste abkratzen und (Grand Prix) reiten“
Dies ist der Untertitel des ersten Buches der Dressur-B-Kaderreiterin Uta Gräf. Provokativ mutet er für die einen an, andere sehen in dieser Aussage eine wahre Wohltat für den Dressurzirkus.
Dieses Buch wird bewegen – so viel ist sicher. Und schon jetzt, wenige Wochen nach Verkaufsbeginn, sprechen die Zahlen für sich: Das Werk kann sich in Sachen Pferdeliteratur ganz oben in den Verkaufslisten behaupten. Überhaupt hat es das Zeug zu einem Ratgeber-Klassiker.
- Viele Tipps möchte man sofort ausprobieren
- Weitere Autoren
- Alternativen zu Schema F
- Fazit
- Bezugsquelle
Viele Tipps möchte man sofort ausprobieren
Selten hat mich ein Buch über Reitlehre beim ersten Ansehen so begeistert. Als Reiter möchte man viele Tipps von Frau Gräf sofort ausprobieren. Oft ertappt man sich selbst bei einem gedanklichen „Stimmt, ja so könnte man es auch machen. Warum bin ich darauf nicht schon früher gekommen?“
Warum uns Hobbyreitern so manches nicht einfällt, was Frau Gräf uns so anschaulich macht? Ganz einfach, sie ist ein absoluter Profi im Dressursport, der sich seit der Jugend mit Pferden beschäftigt und diese mittlerweile bis auf Weltniveau ausbildet. Siege Grand Prix und Kür in Nürnberg und Wiesbaden mit ihrem schon fast legendären Hengst Le Noir sprechen für sich. Und das Schöne bei Uta Gräfs Pferden ist: Sie sind Pferd geblieben, dürfen auf der Weide mit Spielkameraden wie einem Esel toben und einfach Pferd sein.
Denn dies – „Erfolg durch pferdegerechte Haltung und Ausbildung“ – ist eines der obersten Prinzipien von Frau Gräf: Das Pferd dadurch zu motivieren, dass es ein ausgeglichenes, pferdefreundliches Leben führen darf. Dass Uta Gräf hier nicht nur pure Theorie verbreitet, sieht man an den vielen Bildern, welche auf ihrem Hof Gut Rothenkircherhof gemacht wurden: Pferde auf endlosen Weiden, auch die Hengste mit Artgenossen im Paddock und auf der Weide, dazu übergroße Boxen und Wellness vom Feinsten wie ein Aqua Trainer.
Ein bisschen Werbung für den Hof von Frau Gräf ist durch die vielen Fotos natürlich gegeben, doch das fällt nicht negativ ins Gewicht! Vielmehr weiß sich der Leser mit der Reiterin und ihren Ansichten von Horsemanship zu identifizieren – was sicherlich mehr Leser bringt und so auch mehr Interesse an einer pferdegerechten Haltung und Reiterei.
Weitere Autoren
Neben Frau Gräf kommen übrigens auch Co- Autorin und Bereiterin Friederike Heidenhof und Paralympics-Medaillengewinnerin Angelika Trabert, die von Uta Gräf trainiert wird, und der Lebenspartner von Uta Gräf, Stefan Schneider (ein Tierarzt und Working Equitation Reiter) zu Wort. Das bringt Vielschichtigkeit ins Buch.
Gut aufgemacht sind auch die prägnanten Kapitel, in denen es zunächst darum geht, das Pferd auf unterschiedlichste Art und Weise zu motivieren und dann auch den Reiter zu motivieren. Bei der Reitermotivation geht Uta Gräf auch gekonnt auf die Reiterpsyche und –physis ein – etwas, das für ein allgemeines Pferdebuch (nicht speziell zu diesem Thema) eine Seltenheit ist. Wie kann auch der Reiter sich den Spaß an seinem Sport erhalten? Wie kann er weder unter enormen Leistungsdruck stehen noch lustlos im Umgang mit Pferden nur noch eine Alltagssituation sehen? Wie kann sich der Reiter überhaupt in seinem Stall wohlfühlen (auch Themen wie Lästern und Mobbing werden hier dankenswerterweise angesprochen!)?
Alternativen zu Schema F
Uta Gräfs Trainingsprinzipien werden in kurzen, prägnanten Aufzählungen ebenso anschaulich gezeigt wie Tafeln und in Schritt-für-Schritt-Schaubildern. Gerade die schönen Ideen, die Frau Gräf hier als Alternativen zu „Schema F“ anbietet, sind ein Highlight für jeden Reitsportler. Pferde werden hier als das gesehen, was sie sind: Domestizierte Steppen- und Herdentiere, die einst durch die Weiten Afrikas zogen wie es noch heute die beispielhaften Zebras tun. Einen Sattel und Reiter zu tragen haben die Menschen ihnen beigebracht. So wurden Reiter und Pferd zu Gefährten, deren Zusammenarbeit jedoch niemals auf Unterwerfung basieren sollte. So viel wie möglich sollte man den Pferden von ihrem ursprünglichen Dasein zurückgeben als Dank, was sie für den Menschen tun…
Fazit
Ganz klar: „Feines Reiten auf motivierten Pferden“ ist ein Muss für alle, die mehr über Pferdeausbildung wissen möchten, für alle Turnierreiter, die ihr Pferd nicht als „Sportgerät“ sehen möchten – und für alle Fans von Uta Gräf sowieso!
Noch ein kleiner Tipp obendrein: Bei Pferdia TV erscheinen im Oktober auch drei DVDs, welche Uta Gräfs Trainingsphilosophie darstellen: „Dressurreiten mit Begeisterung“.
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