Vielseitigkeit – Unser Reiter-Team für die Olympischen Spiele in London 2012
Nun ist es also offiziell: Das olympische Reiterteam wurde nominiert und in Aachen auf dem CHIO vorgestellt. Der Schlusstag dort hatte noch etliche Entscheidungen herbeigeführt, etwa über die Team-Aufstellung in der Dressur sowie über den fünften Mann im Springen. Aachen war einmal mehr Schauplatz der Emotionen, doch nun scheinen die Besten für London 2012 gefunden zu sein… hier ein Überblick:
Vielseitigkeit – der Kader für die Olympischen Spiele in London
Schon am Samstag – also einen Tag vor der offiziellen Nominierung – wurde in Aachen das Team der Vielseitigkeitsreiter für die Olympischen Spiele in London 2012 benannt.
Michael Jung (29)
Am Tag der Entscheidung in der Vielseitigkeit von London wird „Michi“ Jung seinen 30. Geburtstag feiern – könnte es ein schöneres Geschenk für ihn geben als einen Olympiasieg? Wohl kaum, wäre es doch der vorläufige Höhepunkt einer phänomenalen Karriere: 2009 zum ersten Mal unter den ganz Großen präsent, Bronze bei den Europameisterschaften in Fontainebleau. 2010 Gold im Einzel bei der WM in Kentucky. 2011 Europameister mit dem Team und im Einzel bei der Heim-EM in Luhmühlen. Sein Partner auf all diesen Turnieren: Sam, 12-jähriger Württemberger Wallach, das wohl genialste Vielseitigkeitspferd der letzten Jahre, welches von Michi jedoch auch brillant in Szene gesetzt wird. Falls Sam sich verletzt, hat Michael mit dem 13-jährigen Leopin ein zweites Eisen im Feuer – mit ihm gewann er in diesem Jahr die Vier-Sterne-Vielseitigkeit in Luhmühlen. Mit Sam wurde er in Aachen locker geritten Zweiter – Olympia kann kommen!
Sandra Auffarth (25)
Das „Küken“ im deutschen Team weiß zu begeistern: Zum Beispiel im vergangenen Jahr, als sie mit ihrem „Wolle“, wie ihr zehnjähriges Pferd Opgun Louvo im Stall genannt wird, Silber bei den Europameisterschaften in Luhmühlen im Einzel gewann – und natürlich obendrein noch Team-Gold. Einen so schnellen Aufstieg hätte der jungen Frau aus Ganderkesee in Niedersachsen wohl kaum einer zugetraut, bereits die gesamte Junioren und Junge Reiter Karriere hinter sich hat. Vielleicht ist es ihr frisches, mutiges Reiten, bei dem sie jedoch stets die Übersicht behält, das kombiniert mit einem genialen Pferd den Unterschied macht. Sandra konnte bereits bei der Heim-EM größtem Druck standhalten – was auch für London hoffen lässt. Deshalb wurde sie gemeinsam mit Michael Jung bereits vor Aachen an die Spitze der Shortlist gesetzt und hatte die Nominierung so gut wie sicher. Ihr trauen die meisten Beobachter auch eine Einzelmedaille zu, wenn alles klappt. Ebenso wie Michi Jung reitet Sandra eine geniale Dressur, was als Grundpfeiler für einen erfolgreichen Auftritt gilt.
Ingrid Klimke (44)
Sie ist die Erfahrenste im deutschen Team. Seit 2000 in Sydney gab es keine Olympischen Spiele ohne die Tochter des leider viel zu früh verstorbenen Dr. Reiner Klimke. In Hongkong 2008 holte Ingrid mit dem Team Gold – auch damals schon auf dem heute 15-jährigen Butts Abraxxas. Er ist somit auch das erfahrenste Olympiapferd – es ist selten, dass ein Pferd gleich zwei Spiele erleben kann. Alles Gründe, weswegen man Ingrid Klimke wohl sehr gerne im Team haben wollte, das aus drei Newcomern und zwei „Alten Hasen“ besteht. Ein „Vorbeilaufer“ im Wasser von Aachen hatte da wohl keinen Einfluss mehr auf die Nominierung. Wenn Ingrid nach London reist, dann sind Mutter Ruth, der Ehemann und Tochter Greta (10) an ihrer Seite. Ingrid Klimke ist ein Familienmensch und Team-Player, was sie auch für die Mannschaft besonders wichtig macht. Jeder würde dieser sympathischen Frau bei den diesjährigen Spielen auch eine Einzelmedaille gönnen, doch dafür müsste „Braxxi“ seine Schwachstelle Springen noch verbessern.
Dirk Schrade (34)
Bereits im vergangenen Jahr konnte Dirk Schrade mit dem Vierten Platz bei der Heim-EM in Luhmühlen positiv auf sich aufmerksam machen. Leider zählte dieses Ergebnis nicht im Team, da er als Einzelreiter am Start war. So blieben Dirk Medaillen bei Großevents bisher verwehrt. Auch bei den Weltreiterspielen 2006 in Aachen durfte er nur als Einzelstarter ran. Mit seinem mittlerweile schon 16-jährigen King Artus verfügt Dirk nun über ein Pferd mit viel Erfahrung – und mit seinen übersichtlichen Ritten der letzten Zeit – auch in Aachen – konnte er den Ausschuss überzeugen. Mit Hop and Skip bringt Schrade ein weiteres Pferd mit falls King Artus ausfallen sollte.
Peter Thomsen (51)
Er ist der „Oldie“ im Team – aber auch der erfahrenste Reiter. Dies brachte ihm wohl die Nominierung ein – mit der wenige Beobachter gerechnet hatten. Doch die olympische Erfahrung von Hongkong 2008 und ein gutes konstantes Pferd für Gelände und Springen (mit einer durchaus auch überzeugenden Dressur) ließen den Ausschuss nicht an ihm vorbeikommen. Peter wurde in Hongkong Goldmedaillengewinner mit der Mannschaft – damals mit dem leider viel zu früh verstorbenen Neuseeländer Vollblut Ghost of Hamish. Nun ist er mit Barny unterwegs, einem 10-jährigen Holsteiner mit hohem Vollblutanteil, der ursprünglich einmal als Springpferd angedacht war. Barny bezeichnet Peter selbst als „Wunderkind“ – in jedem Fall ist er ein sensationeller Ankommer im Gelände.
Und der Ersatzreiter…
Andreas Dibowski (46)
Auch er ist einer der Erfahrensten im deutschen Team. Er war 2008 in Hongkong mit dabei und holte dort Gold. Partner damals: Butts Leon, der ihn jahrelang durch die größten Prüfungen begleitete. Er wurde im vergangenen Jahr an eine junge Thailänderin verkauft, die ihn nun in London reiten wird. Auch 2000 und 2004 war Andreas im Olympia-Team. Nun hat es also nur zum Posten des Ersatzreiters gereicht – doch das war er auch in London: Mit dem Resultat Gold (weil Bettina Hoy wegen einer Verletzung ihres Pferdes verzichten musste). Er bringt Butts Avedon mit, der mit neun Jahren aber noch extrem jung und unerfahren ist. Doch er konnte in Luhmühlen in der Vier Sterne Prüfung mit Platz drei überzeugen.
Zweiter Ersatzreiter: Frank Ostholt (36) mit Little Paint
Dritter Ersatzreiter: Andreas Ostholt (34) mit Franco Jeas
Das Team der Vielseitigkeitsreiter steht, die Mannschaft für die Olympischen Spiele in London ist bestimmt.
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