Dreimal Silber und einmal Bronze zum Abschluss in Herning
Am Schlusstag konnten sich die deutschen Reiter noch einmal über vier Medaillen freuen. Den Anfang machten die Paradressur-Reiter, die bereits um 8 Uhr morgens mit ihren ersten Küren an den Start gingen.
Los ging es im Grade II mit zwei Medaillen für die beiden deutschen Para-Reiterinnen Angelika Trabert und Britta Näpel. Angelika Trabert freute sich auf Ariva-Avanti erneut über den zweiten Platz: „Wieder Silber! Ich bin so stolz auf meine wunderbare Stute!“ Insgesamt errang sie damit in Herning dreimal die Silbermedaille. Für Britta Näpel wurde es erneut Bronze auf ihrem wohl letzten Meisterschaftsritt mit Aquilina, die ja bekanntlich nun zu ihrer Besitzerin zurückgehen soll. „Aber es war ein wunderschöner Abschluss für uns beide hier“, strahlte Näpel. Gold ging hier mit großem Abstand an Großbritannien, wie schon im Einzel war Natasha Baker nicht zu schlagen.
In der Kür des Grade Ib hieß der Sieger – wie schon im Einzel – Pepo Puch. Der ehemalige Vielseitigkeitsreiter, der seit einem Sturz querschnittsgelähmt ist, ist mit seiner fröhlichen Art sicherlich einer der größten Sympathieträger des Para-Sports. In Grade Ib muss man übrigens noch einmal Nora Kristina Hamann erwähnen. Sie reiste als Championatsdebütantin nach Herning und schlug sich unglaublich gut mit ihrem Wallach Sambalu Salix. Leider gehörte sie als Einzelreiterin nicht zum deutschen Team, muss deshalb als Einzige ohne Medaille zurückreisen. Man hätte ihr heute ein Edelmetall so sehr gegönnt, leider sollte es hauchdünn nicht sein. Die Leistung war dennoch medaillenwürdig!
Elke Philipp, ebenfalls Championatsdebütantin, schlug sich heute ebenfalls noch einmal achtbar mit dem fünften Platz in der Grade Ia. Sie wird sich über Mannschafts-Silber sicherlich besonders freuen.
Nach dem goldenen Edelmetall gestern konnte Hannelore Brenner ihre Leistung heute in der Kür nicht ganz wiederholen. Ihre 18-jährige Women of the World ist in ihrer Energie nach wie vor kaum zu übertreffen und war erneut dementsprechend geladen. Dennoch klappte es – nach einer Extrarunde ums Viereck – perfekt im Viereck und der Abstand zur siegreichen Holländerin war am Ende auch nur hauchdünn.
Insgesamt gab es also einmal Gold, viermal Silber und zweimal Bronze bei diesen Europameisterschaften für die deutsche Para-Mannschaft – damit können die Damen absolut zufrieden sein. Sie selbst fanden vor allem Lob für den Veranstalter, der sie Teil der großen Reiterfamilie hatte sein lassen.
Einmal Silber lautete die dann doch etwas geringere Bilanz der Springreiter. Es ist müßig zu überlegen, ob ein Marcus Ehning im Team für ein Edelmetall mehr gesorgt hätte. Die Teamreiter konnten uns ebenfalls überzeugen. Ehning zeigte heute noch einmal, was er kann, und gewann den Großen Preis des Rahmenprogramms mit seinem Pferd Coronado NRW.
Höhepunkt des Tages war die abschließende Dressurkür. Die Dänen lieben die Dressur, hat man über die Tage gelernt. Auch wenn es keine Medaillen fürs Gastgeberland gab, war die Stimmung im ausverkauften Haus grandios. Oft genug wurde bei den Ritten der Dressurreiter auf der Mittellinie einfach mitgeklatscht. Am meisten geschah dies sicherlich bei Charlotte Dujardin, die mit ihrem Valegro heute einen neuen Europarekord aufstellte. Man konnte aber auch gar nicht anders, als von dieser absolut fehlerfreien, vor allem aber unglaublich harmonischen Prüfung begeistert zu sein. Es gibt eben momentan einfach kein Paar auf der Welt, das besser zusammenarbeitet, als diese beiden. Man muss neidlos anerkennen, dass die über 91 Prozent absolut gerechtfertigt waren, die ihnen die Richter zusprachen. Gold also für Charlotte Dujardin und ihren Valegro zu ihrem wunderbaren Medley aus „britischen“ Melodien von James Bond bis Pomp and Circumstances und dem Glockenschlägen des Big Ben. Stimmungsvoller und besser geht’s einfach nicht.
Helen Langehanenberg und ihr Damon Hill waren jedoch nahe dran am Siegerpaar und konnten mich ebenso begeistern. Sie sind derzeit die Einzigen, die Charlotte und Valegro herausfordern können – aber dann müssen sie wirklich fehlerfrei und perfekt reiten. Das war am heutigen Tage nicht ganz so. In den fliegenden Galoppwechseln gab es einen Fehler, ebenso einen kleinen Wackler in den Traversalen, die Helen in der Passage ritt. Eine unheimliche schwere Lektion, die nichtsdestotrotz begeisterte! Vor allem waren es aber „Damis“ Passagen, der Schritt und der starke Trab, die schon etwas ganz Besonderes waren. Vielleicht schaffen sie es mal Charlotte und Valegro zu schlagen. Vielleicht nächstes Jahr bei den Weltreiterspielen… Zutrauen würde man es ihnen! Aber Silber mit über 87 Prozent wie heute ist doch auch nicht zu verachten. Wir freuen uns sehr mit ihnen und gratulieren unseren beiden Dressurstars!
Bronze ging nach einer ebenfalls tollen Leistung von über 86 Prozent an Adelinde Cornelissen, die ihr Glück erneut kaum fassen konnte, war Parzival doch in diesem Jahr erst am Herzen operiert worden. Dieses Glück der Reiterin mitzuerleben, ist ebenfalls ein ganz spezieller Moment!
Die beiden weiteren Deutschen im Kür-Finale schlugen sich ebenfalls klasse. So gut war Deutschland lange nicht! Kristina Sprehe machte mit
Desperados so gut wie keine Fehler und der Rappe zeigte sich erneut sehr ausdrucksstark. Ihnen fehlt einfach noch der letzte Rest in Sachen Ausdruck und Brillanz. Wer auf die Noten schaute, bemerkte nämlich, dass anders als bei den Medaillengewinnern zwar oft die 9 und 8 zu sehen waren, jedoch keine 10. Wenn dies nochmal anders wird und das Paar noch etwas mehr zusammenfindet beziehungsweise „Despi“ noch weiter reift, kann es auch hier Richtung Medaille gehen. Am Ende rangierte Kristina mit knapp 82 Proznet auf Platz 5.
Überglücklich war bestimmt auch das 23-jährige Mannschaftsküken Fabienne Lütkemeier. Nach dem 9. Platz im Grand Prix Special heute Zehnte, fast 78 Prozent. Fabi strahlte erneut, wusste sie doch, dass es wieder ein klasse Ergebnis für sie und ihren D´Agostino war. Ein paar kleinere Fehlerchen gab es, aber selten hat ein so junger Championatsneuling so überzeugt!
Der emotionalste Moment für die Dänen dürfte an diesem Nachmittag sicherlich der Abschied von Digby aus dem Sport gewesen sein. Unter Tränen wurde er von seiner Reiterin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein verabschiedet nachdem er dem Gastgeberland mit seiner Leistung noch einen neunten Platz beschert hatte. Man wird dieses sympathische Pferd vermissen, aber gönnt dem 16-jährigen den Ruhestand von Herzen.
Die Bilanz für Deutschland in der Dressur: einmal Gold, zweimal Silber. Wohl kaum einer hatte damit so gerechnet. Es war eine grandiose Leistung aller Beteiligten! Wirklich toll, wie sich unsere jungen Dressur-Damen und-Pferde weiterentwickelt haben.
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