Anya Astafieff – die junge Luxemburgerin im Interview
Anya Astafieff auf dem Weg nach oben
Anya Astafieff ist mit ihren 15 Jahren schon weit herumgekommen, durfte sie doch im vergangenen Jahr ihr Land Luxemburg bei der WM der Children-Reiter in Mexiko vertreten. Bei den Weltmeisterschaften der jungen Reiter bis 15 Jahren auf Großpferden dürfen nur die 16 besten Reiter laut Rangliste weltweit besuchen. Deutsche Teilnehmer gab es bisher selten, die junge Luxemburgerin hatte sich mit Top-Leistungen bei Qualifikationen in Frankreich empfohlen. Auch in Deutschland ist Anya Astafieff oft auf Turnieren unterwegs, schätzt das Reitsportgeschehen hierzulande. Einen Sponsor, der ihr Pferde längerfristig zur Verfügung stellt, würde sich die junge Dame wünschen, um bald auch bei den Junioren und Jungen Reitern angreifen zu können. Anya hat sich ganz dem Springreiten verschrieben.
Einblicke in Ihr Leben hat uns das junge Talent Anya Astafieff in einem Interview gegeben:
Im letzten Jahr hast du dein Land bei den Weltmeisterschaften der Children-Reiter in Mexiko vertreten… Vielleicht kannst du uns noch mal ein bisschen von diesem Erlebnis berichten. Was war für dich der schönste und der aufregendste Moment?
Anya: Einzelne Momente kann ich eigentlich gar nicht beschreiben. Die ganze Woche war einfach so aufregend und toll, eines der besten Erlebnisse bis jetzt in meinem Leben. Jeden Tag gab es eine neue Herausforderung und diese Erfahrungen, die ich dort gesammelt habe, werde ich nie vergessen. Es war auch schön, dass es zwischen uns Reitern keinen richtigen Konkurrenzkampf gab. Natürlich wollten alle gewinnen, aber gegönnt habe ich es jedem. Ich habe viele internationale Freunde gewonnen, mit denen ich immer noch in Kontakt bin. Insofern gibt es bei der Children WM viel mehr als nur den sportlichen Wettkampf…
Wie kam es dazu, dass die Auswahl auf dich als Vertreterin Luxemburgs fiel?
Anya: Nachdem meiner Stute Celine und mir bei dem CSICH in Le Mans gleich vier entscheidende null Runden gelangen, gewannen wir das Gesamtergebnis. So kamen wir zu dem Endresultat, dass ich als einzige Luxemburgerin den 11. Platz der Children-Weltrangliste belegte. Nur die 16 besten Reiter der Welt werden eingeladen, um in Mexico an den Start zu gehen. Die finalen Ergebnisse wurden erst im November bekannt. Erst dann waren wir sicher, dass ich mich als achtbeste Reiterin qualifiziert habe. Darüber habe ich mich natürlich unheimlich gefreut und war auch sehr stolz. Die Europameisterschaft der Children zu reiten ist zwar auch ein großes Ereignis für mich gewesen, doch bei der WM war natürlich alles viel internationaler und allein die Reise schon ein Erlebnis.
Wie war es eigentlich für dich, dass du in Mexiko auf einem Leihpferd reiten musstest? Machte es das nicht ungleich schwieriger?
Anya: Natürlich war es sehr ungewohnt, auf einem fremden Pferd zu reiten. Ich glaube schon, dass die Mexikaner etwas im Vorteil waren, jedoch war es auch für sie nicht einfach. Manche Reiter konnten sich mit ihren ausgelosten Pferden sehr glücklich schätzen, andere nicht so. Anfangs war ich sehr zufrieden mit meinem Leihpferd. Im Laufe der Woche jedoch machte mir meine Nervosität sehr zu schaffen. So gab es zwar zahlreiche Fehler meinerseits, trotzdem hatte ich mir mehr Mitarbeit vom Pferd erwartet.
Luxemburg gilt nicht gerade als Reitsport-Nation, brachte jedoch schon immer sehr gute Einzelreiter hervor. Wie erlebst du das Reitsportgeschehen in deinem Land?
Anya: Mir fehlen die Unterstützung und die Teamarbeit etwas. Jeder möchte alles für sich machen und ich glaube das ist unser größtes Problem, denn die reiterlichen Voraussetzungen haben viele von uns.
Welche Pferde reitest du momentan?
Anya: Im Moment habe ich leider nur meine 5-jährige Stute zu reiten, die sich super entwickelt. Celine reite ich nicht mehr. Ich werde aber oft gefragt, ob ich Pferde von anderen im Stall reiten kann.
Reitest du Celine gar nicht mehr, mit der du dich ja im vergangenen Jahr für die Children-WM qualifiziert hast?
Anya: Celine darf nach einer Operation, die wegen älterer Verletzungen ausgeführt werden musste, nicht mehr im Sport laufen. So haben wir uns entschieden, sie in der Zucht einzusetzen und hoffen jetzt auf ein gutes Fohlen.
Welches reiterliche Ziel hast du dir in diesem Jahr gesetzt?
Anya: Anfangs der Saison hat man mir ein Pferd zur Verfügung gestellt. Mit dieser Stute wollte ich mich dieses Jahr mit anderen Junioren auf größeren internationalen Turnieren messen. Jedoch hat sich dies nicht so ergeben, wie wir es uns alle vorgestellt haben, sodass ich im Moment nur meine junge Stute reiten kann.
Von wem wirst du trainiert? Hat deine Familie auch mit Pferden zu tun?
Anya: Ich werde vom deutschen Reiter Stefan Abt trainiert, der mich immer so gut wie er kann unterstützt und mir hilft. Außerdem werde ich auch von Marcus Wenz, unserem luxemburgischen Kadertrainer, trainiert. Auch er kommt ja aus Deutschland… euer Land ist also hier bei uns in Luxemburg allgegenwärtig.
Meine Familie hat überhaupt nichts mit dem Reitsport zu tun, ich bin die einzige, die diesen Sport ausübt. Aber das macht nichts, ich bekomme dennoch alle Unterstützung.
Welches reiterliche Ziel möchtest du dir unbedingt mal erfüllen?
Anya: Als Reiter hat man sehr viele Ziele. Im Moment möchte ich einfach nur Spaß und natürlich Erfolg haben an dem was ich mache habe. Ich denke schon an die Europameisterschaften der Junioren, oder später der Young Riders, jedoch ist der Weg bis dahin sehr schwierig und man braucht ein richtig gutes Pferd…
Hast du ein besonderes Vorbild im Reitsport? Wenn ja, wen und warum?
Anya: Ein richtiges Vorbild habe ich eigentlich nicht. Es gibt viele, sehr gute Reiter auf der Welt. Ich finde aber, dass Kevin Staut eine sehr gute und beneidenswerte Reitweise hat.
War es für dich immer klar, dass es auch in Richtung Springreiten gehen würde? Was fasziniert dich daran besonders?
Anya: Das Gefühl am Springen ist unbeschreiblich. Die Dressurarbeit ist natürlich die Hauptbasis des Reitsports, aber ich könnte mir nicht vorstellen, nur dies zu tun. Mich fasziniert jedoch auch das Ausreiten, weil man dabei einfach frei ist und auf andere Gedanken kommt. Für das Pferd ist das auch sehr wichtig, sie sind nachher immer besser.
Wann hast du eigentlich mit dem Reiten begonnen? Hast du dich immer derart für Pferde interessiert?
Anya: Ich habe im Alter von 5 Jahren mit dem Reiten begonnen. Tiere mag ich im Allgemeinen, aber ich hatte von klein auf ein besonderes Interesse an Pferden gehabt.
Was fasziniert dich an Pferden besonders?
Anya: Die Pferde haben eine unbeschreiblich beruhigende Wirkung auf mich. Sobald ich in die Pferdewelt eintauche, bin ich ein anderer Mensch. Ihre ganze Art und Weise fasziniert mich einfach.
Wie schaut für dich momentan ein typischer Tag aus? Wie viele Pferde reitest du?
Anya: Ich besuche von Montag bis Freitag das Gymnasium, gleich nachher bin ich im Stall aktiv. Wie bereits gesagt, reite ich nur meine Stute, aber meistens auch Pferde von anderen. Im Durchschnitt also 2-3 Pferde. Wenn ich dann zuhause bin, erledige ich meine Hausaufgaben und bereite mich auf Schularbeiten vor.
Möchtest du das Reiten auch zum Beruf machen? Oder soll es in eine andere Richtung gehen?
Anya: Natürlich möchte ich das Reiten zum Beruf machen, denn ich könnte an nichts anderem solch ein großes Interesse zeigen. Trotzdem möchte ich meinen Abschluss machen, um etwas in der Hand zu haben, im Fall, dass etwas passieren sollte und dass es mit dem Reiten dann doch nicht klappt.
Du reitest ja auch oft in Deutschland… Würde es dich interessieren, auch mal für eine Zeit in einem deutschen Stall zu reiten? Wenn ja, wo am liebsten?
Anya: Ich wäre bereit in einem deutschen Stall zu reiten, bin aber eigentlich ganz zufrieden, wo ich gerade bin. Mal sehen, was die Zukunft bringt…
Wenn du mal nicht reitest, was machst du dann gerne?
Anya: Wenn ich mal nicht reite, was nicht sehr oft vorkommt, jogge ich manchmal oder tobe mich im kreativen Bereich aus. Ich habe jedenfalls immer was zu tun!
Anya´s Lebensmotto: Auch in schlechten Zeiten sollte man nicht aufgeben.
Gibt´s es irgendwas, was du in deinem Leben unbedingt mal machen möchtest?
Anya: Ich möchte unbedingt einmal eine Welttour mit meinen Pferden machen. Außerdem möchte ich mal Fallschirmspringen.
Was sagst Du zu Anya Astafieff? Ich freue mich auf Deinen Kommentar.
Verwandte Artikel:
- Lisa Müller – Thomas Müllers Ehefrau reitet erfolgreich
- Janne-Friederike Meyer – neue Ziele mit neuen Pferden
- Isabeau Schartmann im Interview
- Anna Kasprzak – die dänische Dressur-Hoffnung
- Kristina Sprehe–Vorfreude auf die Europameisterschaft
- Britta Näpel – Interview vor der Europameisterschaft
- Claas-Hermann Romeike im Interview
- Peter Wylde – zurück in den Vereinigten Staaten
6702 Ansichten, 1 heute