Ingrid Klimke–„Auf Olympia verspüre ich einfach große Vorfreude!“
Die Berichterstattung von will-reiten.de finde ich sehr gut. Sie ist so schön „nah dran“ und für viele Interessierte eine gute Möglichkeit mehr Informationen zu bekommen.
so urteilt Ingrid Klimke begeistert, als sie einen Blick auf unser Portal will-reiten.de geworfen hat. Nicht nur der Artikel über ihren Sieg in Wiesbaden interessiert sie, gerne stöbert sie auch noch weiter.
Bodenständig ist Ingrid Klimke bei all ihren Erfolgen geblieben. Sie möchte nah dran sein an den Reitsport-Interessierten, an ihren Fans – und das ist es wohl auch, was sie so beliebt macht. So berichtete sie beim Pfingstturnier in Wiesbaden in diesem Jahr beispielsweise, dass sie gar nicht gerne in einem Hotelbett übernachtet – um einiges lieber ist ihr da der große, geräumige Pferdetransporter, der gleich in der Nähe der mobilen Pferdeboxen untergebracht ist.
Außerdem – so Klimke – hilft ihr stets die Famlie und ihre Freunde, einfach der Alltag mit Pferden, dass nicht einmal die Gefahr bestehen würde, abzuheben.
Ich habe die Kinder, Familie, Freunde und bin gut beschäftigt…
Wenn es mal was Besonderes sein soll, dann frühstückt Ingrid Klimke auf dem Markt im heimischen Münster – das ist für sie dann Entspannung pur.
Als stressig empfindet Ingrid Klimke die Vorbereitung auf Olympia in London 2012 jedoch niemals – „Da verspüre ich einfach Vorfreude!“
Vorfreude auf die vierten Olympischen Spiele in Folge für Ingrid Klimke: Im Jahre 2000 war sie zum ersten Mal dabei. Ein Jahr zuvor, 1999, war ihr geliebter Vater, der sechsfache Dressur-Olympiasieger Dr. Reiner Klimke plötzlich und unerwartet verstorben. Ein schrecklicher Schock für die Familie. Ihr Vater hatte Ingrid mit dem Pferdevirus infiziert, wie er ritt auch die Tochter Dressur und Vielseitigkeit. Beide Disziplinen stehen auch heute noch auf dem Programm – so war Ingrid Klimke in Wiesbaden auch in der Dressurkonkurrenz zu bewundern. Dort mit einem neuen Pferd, Liostro, doch wer in die Annalen des Reitsports zurückblickt, der kann dort auch entdecken, dass einst Damon Hill, das heutige Spitzen- und potentielle Olympiapferd von Helen Langehanenberg, von Ingrid Klimke ausgebildet worden war. Sie ritt im Jahre 2006 mit ihm zum Titel bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde.
Ich habe schon damals gewusst, dass er ein ganz Großer wird. Und ich freue mich für Helen, dass sie mit ihm diese Möglichkeiten hat – auch wenn ich ihn natürlich vermisse.
So könnten nun erstmals zwei Klimke-Pferde bei Olympia teilnehmen, denn wenn bei den beiden Sichtungen in Luhmühlen (Deutsche Meisterschaft) und Aachen (CHIO) alles gut geht, dann sind Ingrid Klimke und ihr 15-jähriger Wallach Abraxxas gesetzt.
Abraxxas konnte in den vergangenen Jahren mehrfach beweisen, dass er ein absoluter Leistungsträger ist. Mit ihm feierte Ingrid Klimke ihren bisher größten Erfolg: den Gewinn der Olympischen Goldmedaille bei den Spielen in Hong Kong 2008.
Das war ein einmalig fantastisches Gefühl!
Im vergangenen Jahr dann wurde das eingespielte Team Europameister mit der Mannschaft im heimischen Luhmühlen. Bis zum abschließenden Springen hätte Ingrid Klimke auch im Einzel vorne liegen können – doch dann kam alles anders: „Das war ein absolut schlechtes Springen von ihm!“ äußerte sich Klimke nach 24 Fehlerpunkten.
Doch das Training im Winter und Frühjahr scheint gefruchtet zu haben. Bei seinem Saisonstart in Vairano konnte Abraxxas mit seiner Reiterin gleich – auch nach fehlerfreiem Springen – den Sieg davontragen. Beste Voraussetzungen also für das zusammen mit Michael Jung sicherste Paar im deutschen Team.
Olympia, das ist für Klimke nicht nur etwas Besonderes, weil ihr Vater sogar in „Olympischen Jahren“ zählte. Auch „die ganze Atmosphäre, das olympische Dorf, die Eröffnungsfeier, die anderen Athleten und die interessanten Begegnungen machen das Besondere aus.“ Und natürlich möchte Klimke auch nach ihren Prüfungen möglichst viele anderen Athleten bei ihren Wettkämpfen zusehen.
Vielleicht ja mit einer Olympischen Medaille um den Hals, das würde sich die 44-jähirge selbstverständlich wünschen. Doch eigentlich gilt immer noch das Motto „Dabei sein ist ALLES!“ für sie.
Das war sicherlich auch in Sydney 2000 so, als sie mit ihrem damals erst neunjährigen Pferd Sleep Late in der Einzelwertung auf dem Silberrang lag – oder gelegen hätte: Denn in diesem Jahr wurde ein neuer Modus (der sich zum Glück nicht durchsetzte) bei den Spielen getestet. Mannschafts- und Einzelwertung wurden auseinander genommen – wer in der Mannschaft ritt, wurde nicht für das Einzel gewertet. Für Ingrid Klimke bedeutete dies, dass sie nur den undankbaren vierten Platz mit der Mannschaft erreichte – doch stolz sein konnte auf ihre Leistung.
Das konnte sie vier Jahre später erneut – wieder jedoch ohne Medaille. Dabei hatte sie diese bereits um den Hals getragen – und musste sie letztendlich wieder per Post zurückschicken. Die Bilder der deutschen „Olympiasieger der Herzen“ gingen um die Welt, die nach einem Problem mit der Zeitnahme bei Bettina Hoy den zunächst zugesprochenen Olympiasieg am grünen Tisch nach Protesten wieder verloren. Doch das Gefühl blieb und beflügelte zum Weltmeistertitel 2006 in Aachen und eben zum Olympiasieg 2008 in Hong Kong.
Damals dann nicht mehr mit Sleep Late, der mittlerweile in Rente glücklich auf der Wiese grasen durfte, sondern mit „Braxxi“:
Abraxxas ist ein unglaublicher Kämpfer. Er ist einfach immer bemüht, alles richtig zu machen. In der Dressur kann man bei ihm absolut alles abfragen. Im Gelände ist Braxxi unheimlich geschickt, da macht er aus jeder Situation was, so schwer diese auch erscheinen mag. Er ist da einfach gewaltig. Man hat immer ein tolles Gefühl auf ihm.
Ingrid Klimke lebt übrigens mit ihrem Mann Andreas und den Töchtern Philippa (2) und Greta (10) sowie Mutter Ruth Klimke auf einem Hof in Münster. Auch zu den Olympischen Spielen kommt die Familie vermutlich mit. „Alle bis auf Philippa, die lassen wir in ihrem gewohnten Umfeld. Aber Greta hat Ferien und kommt vermutlich mit und Andres und meine Mutter Ruth werden ohnehin vor Ort alles miterleben“, erzählt die Frau, die als zweite Frau überhaupt den Titel Reitmeister verliehen bekommen hat. Dieser wird für langjährige herausragende Ergebnisse als Ausbilder von Spitzenpferden und –reitern aber auch für nachahmenswertes Engagement rund um den Pferdesport verliehen.
Wohl kaum jemand würde es dieser rundum sympathischen Frau nicht gönnen, erneut ihren Traum von Olympia in London wahr werden zu lassen…
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Herzlichen Glückwunsch zur Nominierung bei den OLYPISCHEN SPIELEN 2012 in London mit „Braxxi“ !
Knut Röder
Ingrid Klimke und ihr Pferd Abraxxas stehen nun offiziell als Teilnehmer für Deutschland bei den Olympischen Spielen in London fest. Sie sicherten sich ihr Ticket beim CHIO Aachen.