Fabienne Lütkemeier im Interview
Fabienne Lütkemeier – „Genieße den Moment“
Fabienne Lütkemeier – Tochter von Gina Capellmann-Lütkemeier, die in den 90er Jahren zu zahllosen Erfolgen auf internationalem Niveau in der Dressur ritt, Nichte von Nadine Capellmann, der vielfachen Olympiasiegerin – hat mit ihren 22 Jahren einiges erreicht. Nicht nur ist sie mehrmalige Europameisterin in Einzel- und Mannschaftswertung bei den Junioren und Jungen Reitern, sie hatte auch die Gelegenheit, in diesem Jahr als Ersatzreiterin mit dem Pferd aus ihrer Junge-Reiter-Zeit – D´Agostino – mit nach London zu reisen. Nachdem Monica Theodorescus Whisper sich verletzt hatte, war der Weg frei für das wohl größte Erlebnis im Leben der jungen Frau, die nun natürlich noch größere Ziele anstrebt wie sie will-reiten.de verriet…
Du warst als Ersatzreiterin dabei bei den Olympischen Spielen nachdem Monica Theodorescu leider wegen einer Verletzung ihres Pferdes ausfiel… Von einem Tag auf den anderen durftest du plötzlich mit nach London… Wie hast du diese Nominierung erlebt?
Fabienne Lütkemeier: Es kam sehr überraschend, ich hatte überhaupt nicht mehr damit gerechnet! Es tat mir unglaublich leid für Monica, aber ich habe mich natürlich gefreut, dass ich so weit gekommen bin. Das war ein riesiger Erfolg für uns.
Auch als Ersatzreiter hat man ja eine hohe Verantwortung… und du bist ja vor kurzem noch bei den Jungen Reitern geritten…
Fabienne Lütkemeier: „Daggi“ (D´Agostino) und ich hatten schon eine unglaublich tolle Zeit bei den Jungen Reiter, dass es so weiter geht, hätte ich mir nie erträumt. Er hat ziemlich schnell in den Grand Prix Sport gefunden, daher konnten wir uns durch gute Ergebnisse für eine Nominierung empfehlen, das war schon toll!
Wie hast du die Zeit in London erlebt? Wie lief das für dich ab?
Fabienne Lütkemeier: Es war einfach toll, so weit gekommen zu sein! Wenn man da ist, will man natürlich auch selber reiten. Zunächst war ich mit dem deutschen Team im Trainingslager, als die vier Mädels dann in den Greenwich Park umgezogen sind, haben wir bis zum Vetcheck gewartet, ob alles in Ordnung ist und dann ging es wieder nach Hause. Während dieser Zeit konnte ich einmal mit einem DayPass auf das Olympia Gelände und habe ein Rennen in Ascot an der berühmten Pferderennbahn miterleben können. Alles in allem war es ein tolles Erlebnis!
Schade, dass du als Einzelreiter nicht auch bei den Wettbewerben in Windsor zusehen konntest…
Fabienne Lütkemeier: Ein bisschen olympische Luft konnte ich schon schnuppern. Wie bereits gesagt mit dem Daypass konnte ich einen Tag hin, aber mehr war leider nicht drin.
Hast du nun das Ziel, bei den Olympischen Spielen in Rio vielleicht dabei sein zu können? Blut geleckt hast du doch nun bestimmt…
Fabienne Lütkemeier: Natürlich ist das ein Wunsch und Ziel zugleich – sowie bei jedem Sportler denke ich. Bis dahin kann aber noch viel passieren, aber versuchen werde ich es natürlich! Dann würde ein Traum in Erfüllung gehen!
Wie hast du die Olympischen Dressurwettbewerbe als Außenstehende erlebt? Haben die Richtigen gewonnen? Wie siehst du die Leistung der Deutschen?
Fabienne Lütkemeier: Ich denke, dass wir tolle Leistungen vom deutschen Team gesehen haben. Alle waren zum ersten Mal dabei und haben ihr Bestes gegeben. Insgesamt konnte man beobachten, dass die Spitze breiter geworden ist, was den Sport interessanter macht und Platz für neue Gesichter schafft.
Wie würdest du dein Pferd D´Agostino beschreiben? Was für einen Charakter hat er? Was ist das Besondere an ihm?
Fabienne Lütkemeier: Er ist ein unglaublich tolles Pferd, hat tolle Grundgangarten und weiß genau, wann es drauf ankommt, dann gibt er alles!! Er will keine Fehler machen! Natürlich ist er auch manchmal ein kleiner Ziegenbock wenn es zum Beispiel ums eindecken geht, spazieren reiten hingegen liebt er über alles.
Welches siehst du als den größten Erfolg deiner noch jungen Karriere an?
Fabienne Lütkemeier: Natürlich die Ersatzreiterposition für London, aber auch die Goldmedaillen während der Jungen Reiter Zeit und auch der Weltrekord in der Kür in Wiesbaden 2010 (Junge Reiter) waren tolle Erlebnisse!!
Du hast das ganze deutsche System von Pony, Junioren, Jungen Reitern mitgemacht – denkst du, dass hier junge Reiter die ideale Vorbereitung für den großen Sport bekommen?
Fabienne Lütkemeier: Bei den Ponies war ich nicht dabei, das war nicht so mein Ding… aber dennoch lernt man einiges während dieser Zeit, man lernt mit „ups and downs“ umzugehen und wird auf den großen Sport vorbereitet.
Auch deine Mutter ist ja Dressurreiterin – wolltest du immer auch in diesen Sport gehen? Oder hast du beispielsweise auch mal andere Reitsport-Disziplinen ausprobiert?
Fabienne Lütkemeier: Zu Beginn habe ich Dressur und Springen geritten und wollte immer beides machen! Dann hatte ich in der Dressur einfach höhere Erfolge und bessere Pferde, aber Springen tue ich noch bis heute und möchte das auch gerne beibehalten und ausbauen.
Was bedeuten dir Pferde – in wenigen Worten?
Fabienne Lütkemeier: Eigentlich kann man das nicht in wenigen Worten zusammenfassen. Die tägliche Arbeit mit einem anderen Lebewesen ist unheimlich spannend, jeden Tag etwas Neues, das ist einfach toll! Ein Pferd hat gute und schlechte Tage, genau wie man selber. Pferde sind eben auch nur Menschen…
Wie sieht für dich momentan ein typischer Tag aus? Wie läuft das Training im Alltag ab? Du studierst ja auch noch…
Fabienne Lütkemeier: Im Moment muss ich nur 1-2 Mal die Woche zur Uni und kann viel von zu Hause aus arbeiten, daher reite ich circa 6 Pferde am Tag. Das läuft so momentan eigentlich sehr gut…
Was machst du gerne, wenn du mal nicht im Sattel sitzt?
Fabienne Lütkemeier: Ich treffe mich gerne mit Freunden, gehe gerne shoppen. Skifahren gehört im Winter zu den Hobbys und sonst verfolge ich möglichst viele Spiele vom FC Bayern München (lacht).
Hast du ein Lebensmotto?
Fabienne Lütkemeier: Genieße den Moment…
Welches ist dein größter Wunsch für die Zukunft?
Fabienne Lütkemeier: Glück und Gesundheit für meine Familie, meine Freunde, Pferde und Hunde.
Fabienne, vielen Dank für das Interview!
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