Ride and Drive – Pfingstturnier Wiesbaden am Sonntag
Sonntag, 27. Mai 2012 – Ride and Drive und Flutlicht-Kür in Wiesbaden
Familientag nennt man den Sonntag beim Pfingstturnier auch, weil Kinder unter 14 Jahren freien Eintritt haben. So waren natürlich auch besonders viele kleine Reitsport-Fans unterwegs zwischen Parcours und Kinderland an diesem Tag.
Der große Sport legte eine kleine Verschnaufpause ein nach der Global Champions Tour am Vortag, über die nicht wenige immer noch schwärmten – sie war ein voller Erfolg mit voll besetzten Zuschauerrängen.
Diese waren noch eher leer, als der Youngster Cup gegen Mittag über die Bühne ging, den ein strahlender Hans-Dieter Dreher mit der achtjährigen Stute Canberra gewinnen konnte. Die Springserie für sieben- und achtjährige Pferde hat im Edel-Produkt-Hersteller Edsor aus Berlin einen neuen Sponsor gefunden. Dies zeigt den Stellenwert, den nicht nur Reiter, sondern auch Sponsoren dieser Springserie mittlerweile zuschreiben.
Ride an Drive
Doch das eigentliche Highlight am Springplatz an diesem Tag war eine Spaß-Prüfung: Ride and Drive. Das bedeutet, ein Reiter springt über einen (zugegebenermaßen leichten und kurzen) Parcours, springt vom Pferd, rennt zum wartenden Vierspänner, springt auf und dann geht es im vollen Galopp durch die Kegelhindernisse. Ob dem ein oder anderen Reiter dabei dann doch etwas mulmig wurde, das haben die Teilnehmer dezent verschwiegen – doch es ist anzunehmen, denn das Tempo der Kutschen ist enorm…
Bei aktuellen Charthits wurde das Publikum immer wieder zum Klatschen aufgefordert – und dies fiel bei all der Action, die im großen Stadion vor sich ging, auch nicht schwer.
Man ließ sich mitreißen von Haflingern und Shetlandponys vor den Wagen – und von Reitern wie Vielseitigkeitschampion Michael Jung oder Lokalmatador Tobias Blotz im Sattel. Letzterer ritt auch den Sieg nach Hause zusammen mit Günter Magelowski an den Leinen. Zweiter wurde Michi Jung, ebenfalls mit dem Gespann von Magelowski. In diesem erregte vor allem eines der Pferde Aufmerksamkeit, da Stillstehen nicht seine Sache war und es immer wieder vor dem Auftritt im Parcours und bei der Siegerehrung zu steigen begann.
Da war Familienministerin Kristina Schröder tatsächlich froh, dass sie bei der Siegerehrung nicht auf Magelowskis Gespann mitfahren musste, sondern einen anderen Teilnehmer zugeteilt bekam. Doch trotz des kleinen Nervenkitzels auf der Kutsche, konnte sie das Pfingstturnier nur rundum loben. Sie war als Wiesbadenerin gerne her gekommen und hatte Reiter wie Fahrer unterstützt, auch wenn sie heute (im Gegensatz zum Jugendalter) nur noch wenig mit Pferden zu tun hat.
Am Nachmittag war das Highlight im Springparcours der Preis des Hessischen Ministerpräsidenten, der gleichzeitig Qualifikation zur Riders Tour war. Hier konnte ein wahrlich begeisternder Reiter den Sieg davontragen: Hans-Dieter Dreher, der seit dem vergangenen Jahr und seinen Auftritten in Aachen damals immer wieder für Furore sorgt. Seit kurzem hat er ein neues Top-Pferd neben seinem Pferd für Große Preise, Magnus Romeo. Embassy II heißt er und ist ein elfjähriger Hannoveraner Hengst von Escudo I. Mit Embassy II konnte Dreher bereits in Braunschweig und München die Großen Preise gewinnen – und auch dieses Mal gelang es ihm, Julien Epillard aus Frankreich und No Name de Siva, einen elfjährigen Hengst von Weltmeister Cumano, um fünf Hundertstel Sekunden zu schlagen.
Ich habe einfach richtig gute Pferde momentan, strahlte Dreher.
Und der Parcours mit seinen langen Linien ist Embassy zu Gute gekommen, er kann unheimlich galoppieren, ist jedoch auf engen Parcours nicht der Schnellste. Ein super Gefühl habe ich jetzt auch für den Großen Preis, prophezeite Dreher.
Im Dressurstadion ritten derweil die Junioren ihre Kür, Siegerin war Vivien Niemann auf Cipollini, die sich mehr und mehr zur EM-Favoritin mausert. Den Grand Prix der Special-Tour gewann die Französin Jessica Michel mit Riwera de Hus, einer elfjährigen Stute von Welt Hit II. Nicht ganz glücklich waren hier der drittplatzierte Hubertus Schmidt und die siebtplatzierte Ingrid Klimke mit ihren Pferden Lento und Liostro und deren Leistungen.
Highlight des Tages am Dressurviereck war jedoch mit Sicherheit die Flutlicht-Kür, welche gegen 21 Uhr nach den zauberhaften Voltigierern stattfand. Diese hatten zunächst schon einmal den Schlosspark begeistert mit Akrobatik auf höchstem Niveau, beispielsweise von den Schwestern Joanne (ihres Zeichens Weltmeisterin) und Hannah Eccles aus Großbritannien.
Uta Gräf mit ihrem wunderbaren Hengst Le Noir war es dann, die kurz vor Mitternacht ihren Sieg in der Kür feiern durfte. Ganz und gar überzeugt hatte der Hengst und Wiesbaden in seinen Bann gezogen.
Zum Schluss noch ein kleiner Tipp von mir
Da ich am Sonntag nicht den ganzen Tag im Schlosspark war, sondern auch einmal in die Wiesbadener Innenstadt gefahren bin, hier einige Sehenswürdigkeiten, die man abseits des Turniers besuchen kann. Zunächst seien hier die Spielbank und das Kurhaus zu nennen, aber auch das Hessische Staatstheater ist einen Besuch wert. In den Kurkolonnaden lässt sich herrlich entspannen. Außerdem kann man in der Wiesbadener Innenstadt die größte Kuckucksuhr der Welt bewundern sowie eine großartige Kirche im neugotischen Stil: die evangelische Marktkirche, die im 19. Jahrhundert erbaut wurde. Immer lohnenswert ist in jedem Fall auch ein Besuch am Rhein in Wiesbaden Biebrich, hier kann man stundenlang verweilen, spazieren gehen und den Schiffen nachsehen…
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